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Als Mitte des 19. Jahrhunderts die Sächsisch-Bayerische Eisenbahn zwischen Leipzig und Hof gebaut wurde, wäre das Projekt beinahe zum Scheitern veurteilt gewesen, weil die tiefen Täler der
Göltzsch und der Weissen Elster überquert werden musste. Das Vorhaben wurde damals als Wettbewerb in allen Zeitungen ausgeschrieben. 81 Fachleute beteiligten sich mit Vorschlägen zum Brückenbau, aber alle
waren unbrauchbar. Die Allgemeinheit liess sich für das Vorhaben, zwei Riesenbrücken zu bauen, nicht begeistern, da zuvor in Nordfrankreich eine klapp 30 Meter hohe Ziegelbrücke eingestürzt war. Als die
Linienführung erneut überprüft wurde, liess sich keine günstigere Variante finden. Den Hauptanteil an diesem Werk hatte schliesslich Prof. Johann Andreas Schubert aus Dresden, der Konstrukteur der ersten deutschen
Lokomotive. Er arbeitete nach eigenen neuen Berechnungsmethoden. Aus Mangel an Geld bei der Eisenbahnkompagnie und auch aus Thermingründen -- die Bauwerke sollten möglichst rasch entstehen -- entschied man sich
für den Mauerziegel als Hauptbaustoff. Ein grosser Vorteil lag auch darin, dass sich in der Nähe der Eisenbahnlinie genügend Lehmgruben befanden. Unter der Leitung von Oberingenieur R. Wilke und Ingenieur F. Dost
waren über 1700 Arbeiter auf der Baustelle an der Göltzsch tätig. Die Zahl der Arbeiter, die indirekt am Brückenbau beteiligt waren, also in Ziegeleien, in den Steinbrüchen, bei der Sandgewinnung und
Kalkproduktion sowie beim Rüsten des Bauholzes, kann nur geschätzt werden. Es dürften bis zu 8000 gewesen sein. Über 30 Arbeiter kamen beim Bau der Göltzschtalbrücke ums Leben. Insgesamt hat die Brücke 81 Bogen.
Für die vierstöckige, 78 Meter hohe und 574 Meter lange Brücke wurden 26’021’000 Ziegelsteine verwendet. Das Bauwerk scheint ein direktes Abbild der berühmten Aquädukte zu sein, welche die Römer in der Antike zur
Überwindung der Täler für ihre kunstvollen Wasserleitungen schufen. Die Regierung, die Ingenieure und die Eisenbahnverwaltung, sie alle wurden mit Lob bedacht. Zu bedauern ist die Tatsache,
dass in den damaligen Veröffentlichungen nirgends eine Anerkennung der Leistung der Arbeiter, die unter schwersten Bedingungen ihre Arbeit verrichteten, zu finden ist.
Die Göltzschtalbrücke wurde im Juli 1851 dem Verkehr übergeben. zurück |